💻 VON ALTEN LAPTOPS UND EINEM MACBOOK
Ich bin ein Freund alter Hardware. Gerne kaufe und nutze ich alte Lenovo-Laptops oder verteile sie im Freundeskreis, wenn dort bedarf ist. Keiner hat sich bisher beschwert, einen gebrauchten Laptop für den schmalen Taler zu bekommen, denn sie sind für die meisten Anwendungen, für die Leute heute noch PCs nutzen (Gaming mal ausgeschlossen) vollkommen ausreichend. Office Kram, Emails schreiben, Dokumente ausfüllen bzw erstellen. Selbst zum Programmieren genügt mir oft der alte Laptop. Natürlich bin ich mit einer vollwertigen Tastatur am Rechner mit 2 Monitoren schneller und manchmal empfindet man den Start des Browsers als eine Sekunde zu lang aber das ist für mich ein guter Kompromiss, wenn man den Preis der Hardware und den Vorteil der Mobilität bedenkt.
Jüngst hat mich meine Suche bei Kleinanzeigen zu einem nicht mehr geliebten MacBook Air von 2011 mit Bootproblem geführt. Irgendein Kernel-Fehler, der dazu geführt hat, dass dieses Gerät für einen sehr niedrigen Kurs zu haben war. Da ich damit sowieso kein MacOS betreiben will, habe ich es gekauft. Ich weiß nicht, was mich geritten hat. Apple ist in meinen Augen eine Firma, die ein stimmiges Software- und Design-Gesamtkonzept mit massiv überteuerter und technisch oft fragwürdig konstruierter aber auf dem Blatt gut ausgestatteter Hardware raushaut. Ich habe mir noch nie ein MacBook genauer angeschaut aber ich wurde von meiner Haltung Apple gegenüber nicht enttäuscht.
Das MacBook Air ist mit einem brachialen i5 der zweiten Generation ausgestattet und bietet einen üppigen, nicht erweiterbaren, Arbeitsspeicher von 4GB. Das ist der Preis, den man zahlen muss, wenn man Hardware mit dem Formfaktor eines Frühstücksbrettes kauft. Jetzt erstmal den Akku ausbauen. Ich habe einen neuen bestellt, aber festgestellt, dass der alte keinen Zamm mehr macht und das Gehäuse nach einigen Minuten im Live-System bereits etwas konvexer ist, als es sein sollte. Man benötigt 2 verschiedene Innensechsrund-(Torx)Bits, die kein normaler Mensch zuhause hat.
Noch während der Installation von MX Linux fällt mir das kernbeschränkte Tastaturlayout auf, auf das ich beim Kauf nicht geachtet habe. Die Tasten Strg und Alt liegen direkt nebeneinander. Ich nutze viele Tastaturkürzel beim Bedienen eines Computers und das ist eine Abweichung der Ottonormaltastatur, die für mich durchaus schmerzhaft ist. Apple hat sein eigenes Ökosystem und vermutlich ist der durchschnittliche Nutzer dieser Produkte nicht so stark auf Shortcuts angewiesen oder MacOS lässt sich mit anderen Kürzeln bedienen wie alle anderen Betriebssysteme. Der Sinn dahinter interessiert mich erstmal nicht, aber das ist definitiv eine Umgewöhnung, zumal sich bspw. die Strg und die Fn-Taste nicht so leicht im BIOS tauschen lassen, wie bei einem Lenovo-Pendant. Dafür hat die Tastatur eine Hintergrundbeleuchtung. Das ist in meinen müden Augen schöner aber auch teurer, als die praktische Lenovo-Lösung, die Tastatur durch eine LED vom oberen Bildschirmrand zu bescheinen.
Die Kiste ist bei der Installation bereits extrem langsam. Ich bin nicht viel gewöhnt, nutze öfter Laptops dieses Semesters und habe auch nicht viel erwartet aber irgendwie lässt sich das Ding ungewöhnlich viel Zeit. Ich höre keinen aufheulenden Lüfter, den ich von einem MacBook eigentlich erwartet hatte. Wenn man viel Spitzenleistung braucht, die die Apple Geräte durchaus bieten können ("viel" im Verhältnis zum Alter), und eben beschriebenen Formfaktor berücksichtigt, erwartet man eigentlich, dass der Lüfter sich akustisch von einer Boeing beim Abheben nicht allzu stark unterscheidet. Mir ist bekannt, dass die Kühlung, wenn der Lüfter dem Abtransport der Hitze nicht mehr gewachsen ist, durch Heruntertakten der CPU herbeigeführt wird, aber dann sollte zumindest ein Lüftergeräusch zu hören sein, das der Garant für wild umherwirbelnde Luft um die Kühleinheit des Haupttaktgebers ist.
Nach der Installation also erstmal nach der aktuellen Taktrate geschaut: 800Mhz. Im Ruhebetrieb ok, aber was, wenn ich einen Stresstest laufen lasse? - 800Mhz. Starten des Feuerfuchs, Donnervogels und LibeOffice Schreiber zur gleichen Zeit: 800Mhz. Hä? Die CPU sollte eigentlich im Normalbetrieb auf etwa 1600Mhz takten und Leistungsspitzen mit etwas um die 2300Mhz bewältigen.
Eine kleine Suche brachte mich zu diesem Beitrag, aus dem ich die Erkenntnis zog, dass dieses Stück Hardware unter meinen Handflächen ohne, oder mit defektiösem, Akku nicht in der Lage ist, Aufgaben mit Geschwindigkeiten jenseits des Basistaktes zu erledigen. Apple hat mich schon oft grundlos enttäuscht aber dafür gibt es keinen Grund. Das Gerät wird laut Apple-Spec-Seite mit einem 45W Netzteil ausgeliefert. Ein Lasttest unter Cinebench mit demselben Modell zeigte eine Leistungsaufnahme von ~30W. Selbst mit eingerechneter Verlustleistung ist das noch nicht die Leistungsgrenze der Stromzufuhr. Es gibt aus meiner Sicht keinen Grund, soetwas umzusetzen. Außer man hat den Firmensitz in Kalifornien, die Produktion in China, setzt Trends für Leute, die gerne Starbucks besuchen und möchte erreichen, dass technisch nicht sehr versierte Nutzer darauf angewiesen sind, ihre Endgeräte bei defekt des Akkus einzusenden oder im proprietären Laden der Wahl vorbeibringen zu müssen, um einen, für den Endkunden recht kostenaufwendigen, Akkutausch zu beauftragen.
Nun gut, der Austauschakku ist auf dem Weg und ich sehe mich gezwungen, die weitere Einrichtung mit dem Basistakt des Gerätes durchzuführen. Dabei stelle ich mir öfter die Frage:
"Wie viel Rechenleistung brauchen wir eigentlich?"
Denn außer beim Starten des Browsers oder des Mail-Clients, bei denen sich das aus Aluminium gefertigte Gerät eine Gedenksekunde mehr genehmigt, muss ich zugeben, dass das Gerät seine Arbeit solide macht. Klar kann eine Installation immer schneller gehen oder eine Website etwas schneller laden und das Gefühl des Systems kann keinesfalls als "flott" bezeichnet werden. Aber um einen Artikel oder ein Programm zu schreiben und das Terminal zu bedienen genügt die "Leistung". Trotzdem bin ich froh, wenn der Akku endlich da ist und der Prozessor im dafür vorgesehenen Arbeitstakt Leistungsspitzen bei Bedarf schneller wegrechnet.
Es lässt sich natürlich kein HDMI-Anschluss an dem Gerät finden. Apfelgeräte sind bisher für schlechte Konnektivität verschrien. Zu Recht. Um einen Bildschirm anzuschließen braucht man einen Adapter von proprietär-Port auf üblicher Standard. Das lässt sogar beim 0815-Anwender die Zähne knirschen, weil man zum recht portablen Gerät nicht selten eine Schubkarre voller Adapter mitführen muss, um alle Eventualitäten abzudecken. Da bin ich aber froh, dass 2011 noch zwei USB-A Ports den Weg ins aluminiumgefräste Gehäuse gefunden haben.
Nun, für das, was das Gerät bei mir erfüllen soll, taugt es weitestgehend. Es ist klein, leichter zu transportieren als die Lenovo Laptops, die beim Design eher auf Funktionalität getrimmt sind, bald ausreichend schnell und irgendwie auch hübsch. Obwohl mir letzteres nicht wichtig ist und Funktionalität bei mir immer höher gewichtet ist, als Design, muss ich das mal erwähnen.
Update 2023-08-23: Ich habe der ganzen MacBook Erfahrung in meinem Kopf irgendwie etwas mehr Zauber beigemessen. Das Ding ist, gerade mit Doppelbelegung und komischer Anordnung der Tasten, irgendwie stark gewöhnungsbedürftig zu bedienen. Mein Lenovo ist da deutlich angenehmer, es kommt mir so vor als würde der Akku länger halten, es hat mehr Leistung und reagiert irgendwie auch flotter.
sysbench cpu threads=4 run
- Ergebnis MacBook: 18000 Events/10sec
- Ergebnis Lenovo: 27500 Events/10sec
Das Makkaronibuch Luft, (oder "Müllbuch", wie ich es manchmal liebevoll nenne) war ne lustige Bastelei, wird aber voraussichtlich verkauft.