Ein Handyakku muss beachtliches Leisten. Das Handy liegt am schwarzen Handtuch in der prallen Sonne, im Winter liegt es stundenlang auf der Terasse neben den Einkäufen vergessen und jeden Abend kriegt das Gerät den Supercharger mit 65W untenrum angestöpselt.

Dass diese Extremsituationen nicht gut für den Akku sind ist sicherlich keinem neu. Doch wie stark beeinflusse ich mit meinem Verhalten die Lebenszeit meines Schmartfonakkus?

Wenn du jemand bist, der sich sowieso alle 1-2 Jahre ein neues Gerät kauft, ist dieser Beitrag irrelevant. 1-2 Jahre schafft so ziemlich jeder Akku, wenn er nicht mutwillig mit dem Schraubendreher aufgepiekst wird.

Ich habe mich also etwas mit Li-Ionen und LFP (Lithium-Eisen-Phosphat) beschäftigt.

Im Wesentlichen beeinflussen den Verfall des Akkus 3 Faktoren:

  • Temperatur
  • Ladestand nach Aufladen
  • Lade-/Entladegeschwindigkeit

Temperatur

Akkus sind ja auch nur Menschen. Zumindest was das thermische Wohlbefinden angeht. Zu kalt ist scheiße, zu warm ist scheiße. 10-30°C sind optimal. Werden Akkus auf Dauer zu kalt oder zu warm, fördert das die chemische degradation immens. Deshalb werden Studien zum Verhalten von Akkus übrlicherweise bei hohen Temperaturen gemacht, damit der Versuch schneller von Statten gehen kann.

Ladestand nach Aufladen

Die Akkus fühlen sich im Bereich von 10 bis 80% wohl. Zu leer ist nicht optimal aber in Ordnung, solange der Akku nicht tiefentladen wird. Wenn der Akku über längere Zeit > 80% gehalten wird, stresst das den Akku auf chemischer Ebene stark.

Lade- und Entladegeschwindigkeit

Je schneller, desto schneller Kaputt. Dieser Punkt korelliert mit der Temperatur, da beim schnellen Laden höhere Temperaturen entstehen.

Also was nun?

Die Umgebuntstemperatur ist mir erst mal egal. Im Normalfall schwankt die Temperatur nicht extrem und wenn, dann nur kurzzeitig. Die Ladegeschwindigkeit hingegen kann ich anpassen durch die Nutzung eines 0.5A oder 1A Ladegerätes.

Dann stört mich da noch die Geschichte mit dem Ladestand. Als bisheriger "Nachtlader" hab ich das Gerät abends ans Ladegerät gestöpselt und morgens abgezogen. Wenn ich von einer Restkapazität von ca. 40% ausgehe (meistens eher mehr), ist der Akku nach spätestens einer Stunde voll. Das bedeutet, dass der Akku 6 Stunden bei 100% am Ladegerät hängt und hier und wieder um eine kleine Differenzmenge nachgeladen wird. Glaubt man dem bisher Geschriebenen, findet das der Akku relativ ungeil, denn folglich ist der Akku 1/4 des Tages voll und wird sogar noch in kleinen Zyklen ständig nachgeladen.

Leider hat mein Androide keine Funktion wie "intelligentes Laden". Bei bspw. Iphones wird der Akku dann bis 80% geladen und erst vollgemacht, kurz bevor man das Handy üblicherweise vom Strom zieht. Also muss da ein bisschen improvisiert werden.

Ich hatte noch eine intelligente Steckdose rumfliegen, die ich erstmal auf die aktuellste Tasmota-Version geupgraded habe. Dann habe ich mir Macrodroid heruntergeladen, festgestellt, dass die App mittlerweile alle drei Tage ausgeht und man sich aktiv eine Werbung angucken muss, damit sie wieder funktioniert, und Macrodroid wieder deinstalliert. Im folgenden habe ich mir die App "Easer" heruntergeladen. Etwas kniffliger einzurichten als Macrodroid aber die App funktioniert zuverlässig, nervt nicht rum und zeigt keine Werbung.

Mit Easer habe ich einen Trigger eingerichtet, der greift, wenn der Akku zu 83% voll ist und das Handy geladen wird. Dann wird ein HTTP request an die Steckdose abgesetzt, der diese ausschaltet. In der Steckdose habe ich eine Zeitschaltuhr aktiviert, der sie gegen Mittag wieder einschaltet, damit sie für abends wieder bereit ist.

Folglich habe ich also morgens um die 80% Akkuladung und stecke die Bude bei ca. 30% abends an.

Natürlich wäre es schön, wenn mein Betriebssystem die Funktion der Ladeabschaltung bei x% von sich aus mitbringen würde, tut es aber nicht. Da ich mit dem Gerät immer noch sehr zufrieden bin, sehe ich es nicht ein, es auszutauschen.

Samsung Geräte hingegen können die Abschaltung einstellen. Die neusten Fruchttelefone meiner Recherche nach auch. Bei Android ist das wohl seit Version 12 integriert, benötigt jedoch einen Relativ modenen Chip zur Steuerung der Ladeelektronik, den nicht jedes Budget-Telefon installiert hat.

Fazit

Rein ökonomisch ergibt es keinen Sinn, sein Leben um die Lebensdauer eines Smartphone-Akkus herumzulegen, da ein Austauschakku um die 30€ kostet. Bei Akkus von Autos oder Hausspeichern sieht das hingegen schon wieder anders aus. Allerdings nutze ich meine Dinge gerne lange, also kann ich sie auch pflegen. Ich habe für mich eine gute Lösung gefunden, mit der ich nachhaltig faul sein kann, solange ich das Handy zuhause lade. Es war natürlich nie eine Option, einen Ladestandsalarm losgehen zu lassen, bei dem man dann zum Handy sprintet und es schnell vom Ladegerät zieht.

Mit der App AccuBattery habe ich zudem einen guten Einblick in das Leben meines Smartphone Akkus bekommen. Beispielsweise rechnet die App einen Ladezyklus von 0-80% als 0,21 Ladezyklen, was impliziert, dass die Degradation des Akkus nicht linear zum Ladezustand von statten geht.

Sonstiges

Hier ist ein Rechner von Stephan Klapszus, den man nicht zu ernst nehmen sollte, der allerdings einen sehr guten Eindruck gibt, in welche Richtung der Umgang mit dem Gerät sich auf die Lebenszeit des Akkus auswirkt.